BILDUNG@BETHEL
Der Bildungsbereich
Unter dem Dach der Stiftung Nazareth finden sich fünf Bildungsinstitute, die unterschiedlichen Zielgruppen dienen und verschiedene Aufgaben wahrnehmen. Die Wahrnehmung wichtiger Querschnittsaufgaben für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel stellt eine ihrer wesentlichen Funktionen dar. Darüber hinaus umfasst ihr Leistungsspektrum die Konzeption und Umsetzung maßgeschneiderter sowie standardisierter Bildungsangebote für den eigenen Verbund sowie für externe Kooperationspartnerinnen und -partner. Mit der Freiwilligenagentur realisieren wir das Betheljahr, in dem ein freiwilliges Soziale Jahr oder ein Bundesfreiwilligendienst absolviert werden kann. Die Pflegeschule Nazareth bietet Ausbildungsmöglichkeiten zur Pflegefachkraft (generalisierte Pflegeausbildung, dreijährig) und seit diesem Jahr auch zur Pflegefachassistenz (generalisierte Pflege, einjährig). Die Ev. Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde bietet vielfältige Möglichkeiten, sich zu Fragen diakonischer Identität fortzubilden bis zu einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Diakonin oder zum Diakon. Bildung & Beratung Bethel bedient vor allen fachliche und persönlichkeitsbildende Weiterbildungsbedarfe interner und externer Kooperationspartner in der Sozialwirtschaft. Über die Einkehrarbeit im Haus der Stille schließlich bieten wir vielfältige und niedrigschwellige Bildungsformate zur evangelischen-diakonischen Bildung an.
Die Stiftung Nazareth ist zudem Mehrheitsgesellschafter der Fachhochschule der Diakonie, die seit nun mehr als 12 Jahren sozialberufliche Studiengänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen anbietet, die zumeist berufsbegleitend studiert werden können. Über die Fachhochschule wird an anderer Stelle berichtet, vor allem gegenüber den 15 Mitgesellschafterm, die diese Einrichtung mittragen.
Für unsere Bildungseinrichtungen ist die gute Zusammenarbeit nach innen und die gute Vernetzung nach außen enorm wichtig und zukunftsweisend. Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen soll hier berufliche Bildung wie aus einer Hand entwickelt und angeboten werden. Hierzu vernetzen wir uns auch und vor allem mit den anderen Trägern beruflicher Bildung in der Ortschaft Bethel zum Bildungscampus Bethel. Gute Bildungschancen, durchlässige Strukturen und vielfältige Möglichkeiten (berufs-)lebenslanges Lernen sind ein sehr wichtiger Schlüssel zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden. Das Thema der Durchlässigkeit von Bildungsangeboten wurde mit Vertreterinnen und Vertretern aller Bildungseinrichtungen im Verbund der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bei Bildungsforum im September 2023 diskutiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind möglichst durchgängige Bildungsmöglichkeiten an die Seite zu stellen, um persönliche, fachliche und institutionelle Entwicklung zu fördern. Bildungsarbeit entwickelt sich selbst von der Wissensvermittlung zur individuellen Kompetenzförderung. Damit sind unsere Dozentinnen und Dozenten mehr denn je als Lernbegleiterinnen und -begleiter gefragt und gefordert.
Digitale Bildungsformate stellen spätestens seit der Corona-Krise ein neues und zunehmend bedeutsames Medium von Bildung dar. Blended Learning Formate, also die Kombination und Verschränkung von Lernangebote in Präsenz und digitalen (online-) Einheiten bilden ideale Möglichkeiten, die deutlich besser zu den Möglichkeiten von Mitarbeitenden und Praxisfeldern passen. Aus der Not geboren sind sie schon heute nicht mehr aus der Bildungspraxis unsrer Institute wegzudenken. Der zunehmenden Komplexität der Rahmenbedingungen sozialer und pflegerischer Arbeit ist geschuldet, dass immer neue Inhalten Standards und Vorschriften zu vermitteln sind. Bildung & Beratung Bethel hat für einige Unternehmensbereiche Bethels digitale Unterweisungen entwickelt, mit denen Mitarbeitende zu einer von ihnen selbst gewählten Zeit auf digitale Bildungsangebote zugreifen können.
Die im Januar 2024 in Kraft getretene Mitarbeitsrichtlinie formuliert in ganz neuer Weise die Regelungen zur Loyalität von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei kirchlichen oder diakonischen Trägern arbeiten. In den sogenannten Loyalitätsrichtlinien vergangener Zeiten wurde die Kirchenmitgliedschaft in einer Gliedkirche der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen vorausgesetzt. Diese Regelungen entsprechen vielfach schon lange nicht mehr der Realität bei kirchlichen und diakonische Werken. In den neuen Bundesländern liegen die Quoten kirchlich gebundener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielfach unter 20 %. Und auch bei uns ist zunehmende spürbar, dass für ausgeschriebene Stellen immer weniger kirchlich gebundene Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen. Der Fachkräftemangel verstärkt nur noch das Problem. Die Mitarbeitsrichtlinie stellt nun eine Verkehrung bisheriger Regelungen her. Sie formuliert, dass eine Kirchenmitgliedschaft nicht mehr generell vorausgesetzt werden kann, sondern nur noch an wenigen explizit zu definierenden Stellen. In der Breite der Mitarbeitendenschaft spiegelt sich in zunehmender Weise die gesellschaftliche Realität wider, in der es immer weniger Menschen mit kirchlicher Bindung gibt. Aus der Not eine Tugend machen: die kirchlichen und diakonischen Träger und Unternehmen bekommen mehr denn je in die Verantwortung dafür, christliche Haltungen und Werte, evangelischen Glauben und Kultur und diakonische Grundsätze zu vermitteln. Diese können schon lange (auch bei Kirchenmitgliedern nicht automatisch) nicht mehr vorausgesetzt werden. Diakonische Bildung, das Hineinnehmen von Mitarbeitenden in urdiakonische Fragestellungen und Haltungen wird so zu einem neuen Bildungsthema für uns. Die Ev. Bildungsstätte hat sich über Jahre auf diese Herausforderungen eingestellt und attraktive sowie niedrigschwellige Bildungsformate entwickelt, die sich guter Resonanz erfreuen. Gutes Onboarding für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird mehr denn je zu einem Schlüsselprozess der Vermittlung von Fachlichkeit und Haltung, von Wertevermittlung und kultureller Mitverantwortung, von Willkommen und der Vermittlung von Orientierung und Sicherheit.
In diesen Themen liegt viel Zukunft, liegen große Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe für unsere Bildungsarbeit in Nazareth. Gutes Lernen setzt gute Rahmenbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für Lehrende voraus. Auch hieran arbeiten wir gemeinsam und vernetzt mit vielen Bildungsträgern zusammen.
Pflegeschule Nazareth
Seit einem Jahr nutzt die Pflegeschule die umfänglich renovierten Räumlichkeiten des Lydiaheims in der Nähe der Zionskirche. Unterrichtsräume und das sehr moderne Skills Lab bieten einen guten Rahmen, um den fachlichen Anforderungen des Unterrichts gerecht zu werden.
Die Pflegeschule Nazareth bildet derzeit in 9 Kursen 191 zukünftige Pflegefachkräfte und Pflegefachassitentinnen aus.
Das Leitmotiv der Pflegeschule Nazareth „Wir vernetzen Lebenswelten“ wird auch in der Teilnehmerzusammensetzung deutlich und ist Anspruch und Herausforderung zugleich.
Die Teilnehmenden haben 39 unterschiedliche Nationalitäten und gehören 12 unterschiedlichen Konfessionen oder Glaubensrichtungen an. 45 Teilnehmende sind konfessionslos.
Zuständig für die Ausbildung sind zehn Dozentinnen und Dozenten der Pflegeschule und weitere ca. 15 Honorardozentinnen und Honorardozenten. In der Verwaltung organisieren zwei Mitarbeitende die notwendigen Prozesse. Die Schulleitung und stellvertretende Schulleitung sind für die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung der Pflegeschule verantwortlich.
In der praktischen Ausbildung sind ca. 82 Pflegefachkräfte als Praxisanleitungen in den Pflegeeinrichtungen tätig. Die Praxisanleitenden sind bei den jeweiligen Ausbildungsträgern angestellt und werden für einen Teil ihrer Arbeit für berufspädagogische Aufgaben freigestellt.
Im Folgenden möchten wir Sie über die neuesten Entwicklungen in unserem Bereich informieren.
Ausbildungsstation
Die Verknüpfung von theoretischen und praktischen Inhalten stellt für die Pflegeschule Nazareth ein essenzielles Element dar. Deshalb wurde das Ausbildungsprojekt „Auszubildende leiten einen Wohnbereich" aufgelegt. Nach einer mehrjährigen coronabedingten Unterbrechung konnte in diesem Jahr eine Ausbildungsstation im Haus Hannah der Altenhilfe OWL gGmbH eingerichtet werden.
Die Auszubildenden übernehmen auf dieser Station alle organisatorischen und pflegerischen Aufgaben selbstständig. Dabei werden sie zwar von den Praxisanleitungen fachlich überwacht und bei Bedarf unterstützt, jedoch erleben sie die umfassenden Anforderungen, die an eine Pflegefachkraft gestellt werden unmittelbar. Die positive Resonanz von Bewohnerinnen, Mitarbeitenden und Auszubildenden haben dazu geführt die Ausbildungsstation im curricularen Ablauf fest zu integrieren.
Projekt KOPRA
Die Pflegeschule Nazareth hat sich an einem bundesweit ausgeschriebenen Projekt der Hochschule Bielefeld beteiligt, in der es um die Entwicklung (digital-gestützter) kompetenzorientierter praktischer Prüfungen (KOPRA) ging.
Mit dem neuen Pflegeberufegesetz mussten alle Pflegeschulen auch ein neues passendes kompetenzorientiertes Prüfungskonzept für die praktischen Prüfungen entwickeln.
Im Rahmen des Projekts ging es auch um die Fragestellung, inwieweit digitale Komponenten (Tablets, digitale Lernplattform etc.) mit in dieses Konzept und als Teil der praktischen Prüfung mit Mehrwert eingebunden werden konnten. So haben wir beispielsweise in praktischen Zwischenprüfungen die im Projekt erarbeiteten Ergebnisse erfolgreich erprobt.
Die Ergebnisse dieses Projektes wurden im Februar 2024 im Rahmen einer bundesweiten Tagung im Bundesinstitut für berufliche Bildung (BiBB) der Fachöffentlichkeit vorgestellt.
Erste generalistische Examina
Wir haben in unseren Jahresberichten schon öfter über die Entwicklung der generalistischen Pflegeausbildung berichtet. Nach einer Phase der Diskussion, der Anpassung organisatorischer Strukturen sowie der Prozessoptimierung konnte schließlich die Einführung realisiert werden. Die ersten Jahrgänge mit 73 Absolventinnen und Absolventen wurden im Berichtszeitraum zur staatlichen Prüfung zugelassen. Die Ausbildung mit dem Berufsabschluss "staatlich anerkannte Pflegefachfrau, staatlich anerkannter Pflegefachmann" haben 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits erfolgreich abgeschlossen.
Für die Qualifikation als Pflegefachfrau/Pflegefachmann sind umfangreiche Kompetenzen nachzuweisen. Dafür ist die intensive Zusammenarbeit zwischen den Lernorten Praxis und Schule ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Zusammenarbeit dieser Lernorte wird durch das in der Altenhilfe Bethel OWL neu gebildete „Team Praxisanleitung” intensiviert. Die Mitarbeitenden des „Teams Praxisanleitung“ sind Pflegefachkräfte mit einer berufspädagogischen Zusatzqualifikation. Sie sind einer oder mehreren Einrichtungen der Altenhilfe OWL gGmbH zugeordnet und stellen dort die Praxisanleitung aller Auszubildenden sicher. Darüber hinaus sind sie im regelmäßigen Austausch mit den Mitarbeitenden der Pflegeschule und als Fachprüferinnen und Fachprüfer an den staatlich praktischen Examina beteiligt.
Pflegefachassistentenausbildung
Die Pflegeschule Nazareth erweitert ihr Ausbildungsangebot: Am 1. September 2024 beginnen 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der einjährigen Pflegefachassistentenausbildung. Das Aufgabenspektrum dieser Berufsgruppe erstreckt sich auf die Unterstützung und Begleitung von pflegebedürftigen Menschen bei der Unterstützung der Körperpflege, der Mobilisation, der Ernährung und weiterer existentiell wichtigen Lebensaktivitäten. Die Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten arbeiten im Auftrag der Pflegefachkräfte und führen die Pflege nach einem vorgegebenen Maßnahmenplan aus.
Die stationären Pflegeinrichtungen haben ein hohes Interesse an dieser neuen Berufsgruppe. Diese Nachfrage macht die Ausbildung auch für Menschen attraktiv, die sich eine dreijährige Ausbildung nicht oder noch nicht zutrauen. Eine Durchlässigkeit zur dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann macht diesen neuen Ausbildungsgang attraktiv.
Angebote zur Sprachförderung
An unseren Ausbildungskursen nehmen Menschen aus über 39 Nationen teil. Damit liegt der Anteil von Migrantinnen und Migranten bei ca. 38 %. Diese Vielfalt ist für Auszubildende und Lehrende eine hohe Herausforderung.
Das geforderte Sprachniveau B2 ist zwar schon ein fortgeschrittenes Niveau im Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen der deutschen Sprache. Es reicht häufig allerdings noch nicht aus, um die Lerninhalte umfassend verstehen, analysieren und beurteilen zu können. Mit dem Sprachinstitut der Arbeiterwohlfahrt Bielefeld erarbeiten wir deshalb ausbildungsbegleitende Angebote zur gezielten Sprachförderung der Auszubildenden.
Team der Pflegeschule Nazareth
Als interdisziplinäres Team mit Dozentinnen und Dozenten aus allen pflegerischen Fachgebieten sind wir zusammen mit den Mitarbeitenden der Schulverwaltung für die zukünftigen Aufgaben einer zeitgemäßen Pflegeausbildung gut aufgestellt. Eine ausgeprägte digitale Vernetzung eröffnet insbesondere für Auszubildende sowie Kooperationspartnerinnen und -partner vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kommunikation.
Evangelische Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde
Seit Sommer 2023 hat die Ev. Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde auf ihrer Homepage www.diakonische-bildung.de einen neuen Internetauftritt. Dort sind aus Nutzenden-Perspektive alle wichtigen Informationen zu unseren Angeboten zu sehen, es gibt aber jetzt auch jeweils ein kurzes Video zu jedem der sechs Themenfelder unseres Bildungssystems. Hier können Interessierte zum einen etwas über die Inhalte erfahren und bekommen zum anderen schon einen ersten ganz kleinen Eindruck von verschiedenen Dozentinnen und Dozenten aus dem Team. Darüber hinaus können sie in weiteren aufschlussreichen Videos sehen, wie Teilnehmende die Basis-, Vertiefungs- bzw. Abschlussmodule erleben.
Bei der Teamklausur im Kloster Drübeck fand im Sommer auch die Übergabe des Staffelstabs in der Geschäftsführung der Ev. Bildungsstätte statt. Pastorin Jutta Beldermann hat ihre Nachfolgerin Diakonin Dr. Kathrin Sundermeier in den darauffolgenden Wochen intensiv in die Aufgaben eingearbeitet und sie sehr gut unterstützt, um in die „großen Fußstapfen“ hineinzufinden.
Im gesamten Jahr haben uns Seminare zur diakonischen Bildung wieder sehr viel Freude gemacht. Es ist wunderbar zu erleben, wie lustvoll und ernsthaft sich Mitarbeitende aus Diakonie und Kirche in unseren Angeboten mit Ethik, Seelsorge, Theologie, Spiritualität, dem Zusammenhang von Kirche, Diakonie und Gesellschaft und bündelnd immer mit der Frage nach der (eigenen) diakonischen Identität auseinandersetzen. Viele nehmen zunächst aus Interesse an einem bestimmten Thema eines Basis- oder Vertiefungsmoduls teil und entwickeln ein zunehmendes Interesse an theologisch-diakonischer Bildung. Nicht selten wird dabei aus einem anfänglichen „Trampelpfad“ ein ausgeprägter Bildungsweg in Form der berufsbegleitenden Ausbildung zur Diakonin/zum Diakon, der in kirchlichem Examen und Einsegnung endet. Im Jahr 2023 ließen sich 18 Absolventinnen und Absolventen als Diakoninnen und Diakone einsegnen.
Bei dem eintägigen Baustein zur Einführung neuer Mitarbeitender in die diakonischen Grundlagen unserer Arbeit in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel erleben wir bei den neuen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Arbeitsfeldern eine große Bandbreite an Vorerfahrungen und Vorwissen. Es ist nicht mehr selbstverständlich, christlich sozialisiert oder Mitglied in einer christlichen Kirche zu sein. An diesen Seminartagen wird offen und vertrauensvoll so manches in Kirche und Diakonie durchaus kritisch hinterfragt und diskutiert. Deutlich wird aber auch, dass die Haltung und Motivation der Mitarbeitenden gegenüber Klientinnen und Klienten viele Parallelen zu dem aufweist, was uns in der Bibel als diakonisches Engagement und christliches Menschenbild beschrieben wird. Die Teilnehmenden stellen positiv fest, dass dieser Tag eine Möglichkeit zur Orientierung und Auseinandersetzung bietet, so dass in der Regel am Ende darin Einigkeit besteht: Diese Tagesveranstaltung hat sich gelohnt!
Bildung & Beratung Bethel
Die letzten 12 Monate waren für unser Bildungsinstitut, geprägt von Innovationen, einer wachsenden Nachfrage nach Weiterbildungen sowie der stetigen Entwicklung unseres Angebotsportfolios. Wir freuen uns, Ihnen im Folgenden einige Highlights zu schildern:
Weiterentwicklung der digitalen Angebote
Eine besondere Leistung war die Erweiterung unserer digitalen Lernpakete. Was mit dem Fokus auf Arbeitsschutz begann, hat sich in diesem Jahr um fachspezifische Themen erweitert. So konnten wir unsere Zielgruppe erheblich vergrößern. Derzeit nutzen etwa 8.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unsere digitalen Fortbildungsangebote, darunter auch externe Firmen, die von der Flexibilität und den qualitativ hochwertigen Inhalten unserer Schulungen profitieren.
Trend zur Weiterbildung – steigende Nachfrage nach zertifizierten Abschlüssen
Wir erleben eine klare Tendenz zu mehr Weiterbildung, was sich in der hohen Nachfrage nach unseren Kursen mit zertifizierten Abschlüssen widerspiegelt. Unsere Angebote sind sehr gut gebucht und stoßen auf großes Interesse, was uns darin bestätigt, dass wir mit unserem Programm den Nerv der Zeit treffen.
Neue Weiterbildung: „Systemisches Teilhabemanagement in der Eingliederungshilfe“
Ein besonderer Erfolg war der Start der neuen Weiterbildung „Systemisches Teilhabemanagement in der Eingliederungshilfe“. Diese innovative Weiterbildung, die erstmals im Jahr 2023 angeboten wurde, erfreut sich auf Anhieb großer Nachfrage. Ziel ist es, Fachkräfte dabei zu unterstützen, Menschen mit Beeinträchtigungen optimal zu unterstützen ihre Teilhabechancen zu erweitern. Die positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass diese Thematik von hoher Relevanz ist und wir damit einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung in der Eingliederungshilfe leisten. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Video Menschen besser helfen können - Warum Teilhabemanagement systemisch werden muss! (youtube.com).
Was boomt aktuell?
Unsere langjährigen Erfolgsangebote, die Weiterbildungen „Erfolgreich führen“ und die darauf aufbauende Reihe „Erfolgreich führen plus“, sind weiterhin stabile Größen auf dem Markt. Diese Fortbildungen profitieren von der kontinuierlichen Weiterentwicklung durch unsere Fachleute und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Inhalte werden regelmäßig an aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen angepasst, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stets von den neuesten Erkenntnissen und Methoden profitieren.
Zudem erfreuen sich all unsere Beratungsformate (Coaching, Organisationsberatung, Moderation, Life-Online-Begleitung…) hoher Nachfrage.
Tradition und Innovation: Qualifikation zur geprüften Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung (gFAB)
Unsere langjährigen Erfolgsangebote, die Weiterbildungen „Erfolgreich führen“ und die darauf aufbauende Reihe „Erfolgreich führen plus“, sind weiterhin stabile Größen auf dem Markt. Diese Fortbildungen profitieren von der kontinuierlichen Weiterentwicklung durch unsere Fachleute und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Inhalte werden regelmäßig an aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen angepasst, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stets von den neuesten Erkenntnissen und Methoden profitieren.
Zudem erfreuen sich all unsere Beratungsformate (Coaching, Organisationsberatung, Moderation, Life-Online-Begleitung…) hoher Nachfrage.
Steigende Nachfrage nach Seminaren zum Gewaltschutz
Ein weiteres wachsendes Feld ist das Thema Gewaltschutz. Unsere Seminare hierzu, die sowohl digital als auch in Präsenz angeboten werden, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Insbesondere vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und der wachsenden Sensibilisierung für das Thema, sehen wir hier eine steigende Nachfrage. In Kürze werden wir unser Angebot um weitere digitale Formate zu freiheitsentziehenden Maßnahmen erweitern, um den gestiegenen Bedarf noch besser zu decken.
Innovation braucht Kompetenz
Noch nie in der Geschichte unseres Instituts haben wir so viel in die systematische Qualifizierung unserer Mitarbeitenden investiert. Sie sind die Innovationstreibenden in unseren verschiedenen Segmenten. Ihre Kompetenz entscheidet über unseren Erfolg.
Wir blicken optimistisch in die Zukunft und sind überzeugt, dass wir auch im kommenden Jahr mit unserem vielfältigen Angebot und den kontinuierlichen Anpassungen an aktuelle Anforderungen einen wertvollen Beitrag zur Weiterbildung im sozialen Bereich leisten können. Wir danken allen Teilnehmenden, Partnern und Mitarbeitern und freuen uns auf die kommenden Herausforderungen und Chancen.
Mit diesem Bericht haben Sie einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen der vergangenen Monate erhalten. Wir laden Sie herzlich ein, die weiterführenden Inhalte auf unserer Website und in unseren Newslettern zu entdecken.
Freiwilligenagentur
Leider haben sich die politischen, organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Freiwilligendienste im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) in Deutschland und damit auch für das Betheljahr in den vergangenen 12 Monaten weiter verschlechtert. In den vergangenen Jahren hatten wir schon damit zu kämpfen, dass die Zahl der Bewerbungen für das Betheljahr, insbesondere bedingt durch die geringere Anzahl junger Menschen, stetig zurückgegangen sind.
Nun kam im Herbst 2023 erschwerend hinzu, dass die Bundesregierung angekündigt hatte, die Zuschüsse für Freiwilligendienste um bis zu 35 % zu kürzen. Durch intensive politische Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit auch von Seiten der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wurden diese Kürzungen dann vom Bundestag weitgehend zurückgenommen. Besonders eindrücklich war die Initiative einiger Freiwilliger, die im Bundestag die Petition „Freiwilligendienste stärken“ eingebracht haben, die über 100.000 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden hat und die dann vom Petitionsausschuss einstimmig angenommen wurde
Trotz dieser nicht immer einfachen Rahmenbedingungen ist es im Sommer 2023 gelungen wieder fast 500 und damit 90 % der gemeldeten Stellen im Betheljahr zu besetzen. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass andere Träger von Freiwilligendiensten deutlich größere Probleme bei der Belegung von Stellen im Freiwilligendienst hatten. Wir können daran erkennen, dass es weiterhin eine große Zufriedenheit der jungen Menschen mit ihrem Betheljahr gibt und viele ehemalige Freiwillige sehr positiv über ihre Zeit in Bethel berichten und das, obwohl die Rahmenbedingungen für soziale Arbeit nicht einfacher werden.
Deshalb bleibt es wichtig, die Angebote und Prozesse im Betheljahr weiterzuentwickeln und die Attraktivität weiter zu steigern. Insbesondere in Bezug auf den Sommer 2026, in dem es in Nordrhein-Westfalen durch den Wechsel von G8 auf G9 kaum Abiturientinnen und Abiturienten geben wird, ist es bereits jetzt erforderlich die Marketingaktivitäten weiter zu intensivieren.
So haben im Mai dieses Jahres zum ersten Mal eine Gedenkstättenfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz als Zusatzangebot für die aktiven Freiwilligen im Betheljahr angeboten. Insgesamt haben sich rund 90 Freiwillige für die Fahrt interessiert, 15 Plätze konnten über das Losverfahren realisiert werden. Gemeinsam wurden die Gedenkstätten vor Ort besucht, darüber hinaus wurde von den Freiwilligen intensiv an Vertiefungsthemen gearbeitet. Die hohe Arbeits- und Diskussionsbereitschaft war Beleg für das große Interesse der Freiwilligen an dem nicht einfachen Thema. Insgesamt bereichert dieses Zusatzangebot die Breite des Bildungsangebots der Freiwilligenagentur. Eine Neuauflage für den kommenden Jahrgang ist geplant.
Auch das Thema Diversität im Betheljahr begleitet uns als Projektträger der Ev. Freiwilligendienst schon seit mehreren Jahren. Für viele junge Menschen im Betheljahr spielen die Themen eigene Identität, Unterschiedlichkeit von Lebenskonzepten, Vielfalt in Lebensentwürfen, sowie in sozialen und körperlichen Voraussetzungen eine sehr wichtige persönliche aber auch allgemeingültige Rolle. Eine interne Fachgruppe zum Thema Diversity Management und interkulturelle Öffnung überprüft die Prozesse im Betheljahr kontinuierlich und organisiert zudem Zusatzangebote und Fortbildungen für Mitarbeitende und Freiwillige. So fand z.B. für die Mitarbeitenden der Freiwilligenagentur eine interne Fortbildung in Bezug auf transgeschlechtliche Freiwillige statt. Im Februar organisierten wir eine Fortbildung für Praxisanleitungen zum Thema „Vielfalt als Chance“ mit 20 Praxisanleitungen. Im März fand zum zweiten Mal das Zusatzseminarangebot „Diversität im Betheljahr“ für Freiwillige statt. Hier haben sich 17 Freiwillige drei Tage lang intensiv damit auseinandergesetzt, was Diversität aus ihrer Sicht für das Betheljahr und darüber hinaus auch für die Gesellschaft bedeuteten kann.
In diesem Jahr ist das Freiwillige Soziale Jahr 70 Jahre alt geworden. In Bethel haben wir Freiwillige im Diakonischen Jahr dann seit insgesamt 69 Jahren. In dieser Zeit haben mehr als 300.000 junge Menschen in Einsatzstellen von Kirche und Diakonie einen Freiwilligendienst geleistet. Viele davon waren auch bei uns in Bethel. Dieses Jubiläum ist ein guter Grund, diesen vielen Menschen für ihren Einsatz zu danken und dabei nicht nachzulassen, junge, freiwillig engagierte Menschen für unsere wichtige diakonische Arbeit zu gewinnen, sie gut zu begleiten und ihnen einen geschützten Raum für die persönliche Entwicklung und einen Einstieg in das Berufsleben zu bieten.
Es zeigt sich, dass die notwendige finanzielle Ausstattung der Freiwilligendienste auch in Zukunft nicht gesichert ist. Das ist umso erstaunlicher, da diese wichtige Form der Bildungsarbeit eine sehr hohe Anerkennung in Politik und Zivilgesellschaft hat. Diese hohe Wertschätzung erkennt man u. a. daran, dass von vielen Parteien, Institutionen und Stiftungen (inkl. der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel) eine Stärkung der Freiwilligendienste oder sogar die Einführung eines sozialen Pflichtjahres gefordert wird. Für die Träger der Freiwilligendienste ist ein möglicher nächster Schritt zur Stärkung der Freiwilligendienste und damit auch des Betheljahres die Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Platz im Freiwilligendienst. Dazu gehört dann auch ein gefördertes Taschengeld, das allen jungen Menschen einen Freiwilligendienst ermöglicht, so wie wir das im Betheljahr schon lange haben. Auch eine Aufklärung der relevanten Zielgruppen über die Chancen und Potentiale eines Freiwilligendienstes kann sich dabei helfen, junge Menschen zu gewinnen, die sich bislang noch nicht für einen Freiwilligendienst entschieden haben. Es bleibt also auch in Zukunft auf allen Ebenen viel zu tun, um das Betheljahr in seiner erfolgreichen Ausgestaltung zu erhalten, abzusichern und weiterzuentwickeln.