DIAKONISCH PROFILIERT -
DIE GEMEINSCHAFTEN
Sarepta Schwesternschaft
Auch im Jahr 2023/2024 kann die Sarepta-Schwesternschaft auf ein ereignisreiches Jahr zurückblichen.
Im August 2023, nach 2 1/2jähriger Fortbildung, wurden sechs Schwestern des Diakonissenkurses „Jubilate“ in das Amt der Diakonisse in der Westfälischen Landeskirche in einem Festgottesdienst in der Zionskirche in Bethel eingesegnet.
Die Einsegnung wurde durch unseren Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl vorgenommen. Die Predigt hielt der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter.
Zehn Sarepta Schwestern nahmen im September 2024 an der Diakonia der Region Afrika, Europa (DRAE) untern den Thema „Hoffnung in einer zerbrechlichen Welt“ in Neuendettelsau teil. Mit den rund 150 Teilnehmende vielen verschiedenen Ländern, wie Finnland, Schweden, Norwegen, Ungarn, Niederlande, Schweiz, Ägypten, Nigeria, Tansania, Sambia, Südafrika und Deutschland kam es zu einem regen Austausch über die aktuellen Herausforderungen in Diakonie Kirche und der Welt.
Im Februar 2024 wurden drei neue Schwestern in die Sarepta Schwesternschaft aufgenommen. In einem festlichen Gottesdienst erklärten die drei Frauen ihre Bereitschaft, sich in den diakonischen Auftrag der Sarepta Schwesternschaft für Bethel und für andere diakonische Handlungsfelder zu stellen. Sie bekamen nach der persönlichen Segnung durch Pastorin Dr. Annina Ligniez das Schwesternschaftsabzeichen überreicht.
Ostern gab es für Schwestern und Interessierte im Haus der Stille wieder die Möglichkeit Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag in seiner besonderen Bedeutung nachzuspüren.
Karfreitag führte die Leitende Schwester Heike Rakutt durch den Gottesdienst, der mit einem Abendmahl begann, in dem noch einmal die Stärkung für den Weg durch die Dunkelheit spürbar wurde. Das Abdecken des Altars, auf der am Ende eine schlichte Dornenkrone lag, führten in die Stille, in der die gemeinsame Zeit am Karsamstag im Schweigen verbracht wurde. Das Licht von Ostern und die Freude der Osterbotschaft kamen am Ostersonntag im Morgengottesdienst zur Entfaltung als die neue Osterkerze entzündet und das Kreuz als Lebensbaum geschmückt. Beim gemeinsamen Osterfrühstück war die gelöste Osterstimmung spürbar.
Mit einem Festgottesdienst im April in der Zionskirche begann die Feier der 10-, 20-, 30- und 50-jährigen Schwesternschaftsjubiläen.
Der Vorsitzende der Direktion Br. Carsten Böhrnsen begrüßte die Festgemeinde und eröffnete den Gottesdienst, der durch Sr. Heike Rakutt geleitet wurde.
Anfang Mai feierten wir im Haus Hannah in Bielefeld-Bethel zehn unserer Diakonissen und Diakonischen Schwestern für ihre 75-, 70-, 65- und 60-jährige Zugehörigkeit zur Schwesternschaft durch Einsegnung oder Aufnahme. Pastor Ulrich Pohl, Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Direktionsmitglied Linda Bulthaup, die Leitende Schwester Heike Rakutt, die stellvertretende Leitende Schwester Susanne Koopmann, die Vorsitzende des Schwesternrates Sr. Dr. Ute Soldan und Pastorin Dr. Annette Kurschus würdigten die Jubilarinnen für ihr langjähriges engagiertes und vielfältiges Wirken.
Diakonische Gemeinschaft Nazareth
Einsegnungen zur Diakonin und zum Diakon
Neunzehn Menschen wurden am 23. September 2023 in die Diakonische Gemeinschaft Nazareth aufgenommen; zwanzig Geschwister wurden am folgenden Sonntag in das Amt der Diakonin bzw. des Diakons eingesegnet.
Gemeinschaftstage
Gewöhnlich finden in einem Kalenderjahr zwei Gemeinschaftswochenenden statt, zu denen je ein Gemeinschaftstag, die Vollversammlung der Mitglieder der Diakonischen, gehört. Im aktuellen Berichtszeitraum haben drei Gemeinschaftstage stattgefunden:
Im September 2023 stand der Gemeinschaftstag unter dem Motto: „Sechs Tage nur?“; die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes mit Personalmangel und knappen finanziellen Ressourcen wurden betrachtet und diskutiert.
Im April 2024 gab es einen „Gemeinschaftstag unterwegs – im Norden“. Die Lebens- und Arbeitswelt der Geschwister zwischen Nord- und Ostsee standen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Dabei war in den Arbeitsgruppen eine große Spannweite der Themen sicht- und spürbar: von einer Fahrradpilgertour über den Besuch eines Dorfes, das sehr eigenständig für seinen Energiehaushalt sorgt, und die Arbeit mit geflüchteten Menschen im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark bis zum Kennenlernen der Arbeit mit Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf einer Nordseeinsel war alles dabei.
Der dritte war ein Sondergemeinschaftstag, der Ende Mai 2024 zum Ende der Entsendungspraxis durchgeführt wurde.
Diskurse in der Diakonischen Gemeinschaft
Ende der Entsendungspraxis
Mit der Veröffentlichung des Beschlusses des Vorstandes der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zur Beendigung der Entsendungspraxis im Januar 2024 begann eine Reihe von Veranstaltungen, zu denen die Direktion und die Gemeinschaften z. T. nur die Geschwister im Entsendungsverhältnis, z. T. aber auch alle Mitglieder der Gemeinschaften einluden. Viele Diakoninnen und Diakone folgten den Einladungen. Einige äußerten Ärger und Unverständnis über schlechte oder unvollständige Kommunikationswege und fehlende Mitsprachemöglichkeiten, andere Enttäuschung über die inhaltliche Entscheidung, wieder andere folgten dem Beschluss und hatten in erster Linie Fragen zum weiteren Vorgehen. Im digitalen Mitglieder-Forum der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth entstand eine intensive Diskussion über das Thema Entsendung, über die Bedeutung von Gemeinschaft, über die Rollen von Stiftung und Gemeinschaft.
Bei allen Gesprächen spielten die Frage der eigenen Rolle und die Möglichkeit, als Diakonin oder als Diakon wirksam arbeiten zu können, eine zentrale Rolle.
Der Gemeinschaft wird sowohl die Rolle einer geistlichen Heimat, also einer Glaubensgemeinschaft, aber auch die Funktion als Dienst- und in Teilen einer Lebensgemeinschaft zugemessen. Aus Sicht des Gemeinschaftsrates ist die Gemeinschaft mit dem Ende der Entsendungspraxis stärker als bisher gefordert, den Menschen in unserer Gemeinschaft auch in beruflich schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. Die Stabsstelle Personal und Bildung der Stiftungen Sarepta und Nazareth steht den Mitgliedern der Gemeinschaft auch weiterhin bei Fragen zur Verfügung.
Angesichts der Gespräche und vor dem Hintergrund der neuen Mitarbeitsrichtlinie für die Diakonie entwickelte eine Arbeitsgruppe einen „Leitfaden für das Gespräch von Diakonisse (Diakonischer Schwester), Diakonin bzw. Diakon und der Führungskraft im Rahmen der Überleitung in das direkte Dienstverhältnis“. Für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wird aktuell zudem ein Konzept zur Einstellung von Diakoninnen und Diakonen sowie Diakonissen bzw. Diakonischen Schwestern entwickelt, so ist es im Vorstandsbeschluss vereinbart. Dadurch erhält das diakonische Profil eine Schärfung, die sicher auch ohne das Ende der Entsendungspraxis wichtig geworden wäre.
Rechtsruck und Entsolidarisierung
Gesellschaftliche Veränderungen, eine zunehmende Entsolidarisierung und der Rechtsruck, der sich in den letzten Wahlen vielerorts weiter bestätigt hat, haben uns im Gemeinschaftsrat und im Schwesternrat im Herbst 2023 dazu veranlasst, das Forum der Gemeinschaften unter die Überschrift „Sozialer (Un-)Friede“ zu stellen. Gemeinsam haben wir uns anhand von Artikeln aus unterschiedlichen Zeitungen und in anschließenden Gesprächen ein Bild über die Bandbreite der dazugehörenden Themen verschafft. Es reicht von der Abweisung geflüchteter oder flüchtender Menschen über Ausgrenzung und Manipulation im Internet bis zur Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Eine eindeutige Positionierung und wachsame Sinne sind von uns gefordert, so sind wir uns einig und merken zugleich, dass genau dafür Gemeinschaften ungeheuer wichtig sein können. Sich verbunden zu wissen und dies auch sichtbar zu zeigen bei Demonstrationen o. ä., ist hilfreich und kann Mut machen.
Dazu wollen wir beitragen und haben uns mit dem Schwesternrat darauf verständigt, einzeln und gemeinsam das Thema weiter zu bewegen und Veranstaltungen dazu anzubieten.
Umgang mit sexualisierter Gewalt
Sexualisierte Gewalt gab und gibt es in allen gesellschaftlichen Bereichen, alle Menschen können davon betroffen sein. Der Sensibilisierung und der Sprachfähigkeit kommt daher im Rahmen der Interventionsarbeit, aber auch in der Präventionsarbeit besondere Bedeutung zu. Dabei ist es zudem wichtig, Präventions- und Interventionsmaßnahmen partizipativ zu entwickeln. Die im Januar 2024 veröffentlichte Forum-Studie aufmerksam gemacht (Forschungsverbund ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) ist vermutlich nicht die letzte Untersuchung und Erhebung zu dieser Thematik.
Als Diakonische Gemeinschaft ist es uns ein Anliegen, für das Thema zu sensibilisieren: grundsätzlich, aber auch im Hinblick auf den Umgang in unserer Gemeinschaft und bezogen auf Situationen im beruflichen Alltag. Wir wissen, dass sexualisierte Gewalt überall vorkommt und dass es in unserer Gemeinschaft von Gewalt betroffene Menschen gibt. Ebenso ist davon auszugehen, dass es Täterinnen oder Täter gibt, Menschen, die Gewalt beobachtet haben und Menschen, die beschuldigt werden oder wurden, selbst sexualisierte Gewalt ausgeübt zu haben.
Nach dem ersten Studientag am 20.08.2022 haben erste Schritte zur Vorbereitung und zur Erstellung eines Schutzkonzeptes überlegt. Zudem haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir bei größeren gemeinschaftlichen Veranstaltungen so etwas wie Schutzräume und Vertrauenspersonen für das Benennen von Sorgen und Ängsten schaffen können.
Hier liegt wichtige Arbeit vor uns; voraussichtlich im Herbst 2024 wird die Gruppe zur Erstellung eines Schutzkonzeptes ihre Arbeit aufnehmen.
Kooperation der Gemeinschaften
Die Kooperation mit der Sarepta-Schwesternschaft fand auch im Berichtszeitraum insbesondere in gemeinsam geplanten oder durchgeführten Veranstaltungen statt:
Bereits eingeübt ist im Rahmen des Forums der Gemeinschaften die Beschäftigung mit einem zuvor vereinbarten Thema. Im letzten Jahr haben wir uns mit dem Thema der Entsolidarisierung und gesellschaftlichen Veränderungen befasst. Die gegenseitige Versicherung zur weiteren Bearbeitung dieses Themas in den folgenden Monaten war ein wesentliches Ergebnis.
Im November 2023 haben Schwestern und Brüder aus beiden Gemeinschaften ein Friedensgebet im Rahmen der Friedensdekade in der Zionsgemeinde gestaltet. Die gemeinsame Vorbereitung und die Durchführung werden immer selbstverständlicher.
Die Gemeinsame Sitzung der beiden Räte tagt in der Regel dreimal im Jahr. Im vergangenen Jahr wurde aus diesem Gremium heraus auch der Nominierungsausschuss für die Nachbesetzung einer Stelle im Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gegründet, der seine Arbeit mit dem Votum der Gemeinsamen Sitzung im Dezember 2023 beendete.
Die Seniorenfahrt, die in diesem Jahr erstmalig nach Bad Rothenfelde stattfand, war auch für Mitglieder beider Gemeinschaften offen und wurde entsprechend in Anspruch genommen.
Die Lesung „Wie ist Jesus weiß geworden?“ mit Sarah Vecera fand im April 2024 in Folge der Versicherung der Verantwortung für unsere Gesellschaft beim Forum der Gemeinschaften statt und hat auch Menschen außerhalb der beiden Gemeinschaften angesprochen und ins Assapheum gelockt.
Das Sommerfest der Gemeinschaften fand auch in diesem Jahr kurz nach den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen Ende August 2024 statt und stand unter der Überschrift „WeiterGehen“. Erneut haben sich viele Geschwister aus beiden Gemeinschaften zur Feier eines Gottesdienstes, zu Begegnungen, zum gemeinsamen Kaffeetrinken und zu Workshops einladen lassen. Am Ende standen ein Lied, der Segen und die Zusage, sich auf diese oder ähnliche Weise auch im nächsten Jahr zu begegnen.
Im Chor der Gemeinschaft, ehemals Nazareth-Chor, singen seit vielen Jahren Schwestern und Brüder u. a. aus beiden Gemeinschaften und haben vor einigen Monaten entschieden, dass sie das nun auch in ihrem Namen deutlich machen wollen. Neue Sängerinnen und Sänger sind jederzeit herzlich willkommen.